Zum Schuljahresende: Eltern stellen Ministerium Schuljahreszeugnis aus
Tausende von Zeugnissen werden am Mittwoch dieser Woche ausgehändigt und spiegeln damit die erbrachten Leistungen der Schüler im vergangenen Jahr wider. Zeit, für den Verband der Elternräte auch für das Ministerium eine Bilanz aus Elternsicht zu ziehen.
Unterrichtsversorgung – mangelhaft
Die Unterrichtsversorgung ist nochmals weiter gesunken und befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Das Ministerium selbst scheint plan- und aktionslos zu sein. Der 17-Punkte -Plan der Ministerin zur Lehrkräftegewinnung ist beispiellos gescheitert. Während Eltern empört feststellen müssen, dass täglich sogar der Pflichtunterricht an den Gymnasien ausfällt, versucht das Ministerium Gymnasiallehrkräfte an die Gesamtschulen oder gar Grundschulen abzuordnen. Nur durch massives Eingreifen des Verbands konnte diese nicht nachzuvollziehende Idee verhindert werden. Eltern gewinnen zunehmend den Eindruck, dass das Ministerium vollständig resigniert. Fest steht, dass im Kerngeschäft, eine gute Unterrichtsversorgung landesweit sicherzustellen, das Ministerium beispiellos gescheitert ist.
Abschaffung der Schullaufbahnempfehlung – mangelhaft
Neueste Zahlen zeigen es: Durch die Abschaffung der Schullaufbahnempfehlung werden immer mehr Schüler an den Gymnasien eingeschult. Da Lehrer und Klassenräume fehlen bleibt zwangsläufig nur, den Klassenteiler zu erhöhen. Lange hatte der Verband der Elternräte für die Reduzierung des Klassenleiters gekämpft. Jetzt wird, quasi durch die Hintertür, der Klassenteiler erhöht, was zur Folge hat, dass in einigen Regionen des Landes vielfach statt 30 bis zu 32 Schüler in einer Klasse unterrichtet werden. Gute Lernbedingungen haben unsere Kinder dadurch nicht, zudem werden auch die Lehrer erheblich belastet. Eine verantwortliche Schulpolitik sieht anders aus.
Inklusion – mangelhaft
Die Gymnasien begeben sich mehr und mehr auf den Weg zur Inklusion. Festzustellen ist jedoch, dass die Lehrkräfte nicht die erforderliche Unterstützung erfahren, um verantwortlich Inklusion umsetzten zu können. Zudem fehlt es an einer Vielzahl von ausreichend qualifizierte Lehrkräften und Sonderpädagogen. Während das Ministerium einen Zuwachs der inklusiv zu beschulenden Schüler an den Regelschulen fälschlicherweise als Erfolg feiert, sind zudem die Finanzmittel für Inklusion nur unverhältnismäßig verdoppelt worden. Fazit: Die Inklusion läuft völlig am Elternwillen vorbei und auf Sparflamme zu Lasten der Schwächeren. Inklusion wird vollkommen an die Wand gefahren!
Klassenfahrten – mangelhaft
An der aktuellen Umfrage des Verbands wird es deutlich: 84% der Gymnasien in Niedersachsen werden das Fahrtenprogramm und Klassenfahrten erheblich kürzen müssen. Grund dafür ist eine unzureichende Erhöhung der Schulbudgets, die die Schulen förmlich vor die Entscheidung stellt eine Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte oder eine Klassenfahrt zu bezuschussen. Unverständlich ist zudem, dass den Lehrkräften bei Durchführung einer Klassenfahrt keine Zusatzstunden zugewiesen werden und damit zwangsläufig weiterer Unterricht ausfällt. Das Ministerium verschließt die Augen vor dem Aufschrei der Eltern und bleibt bei diesem Thema vollkommen aktionslos. Zwei Tage vor Ferienbeginn erkennt das Ministerium, dass die Budgets nun doch nicht ausreichen. Diese Nachsteuerung kommt viel zu spät und ist, insbesondere für kleinere Schulen, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Schulsozialarbeit – mangelhaft
Nun möge man meinen, die Gymnasien erhalten nach der Bauchlandung des Ministeriums zu vorangegangenen Themen wenigstens ausreichend Schulsozialarbeiter. Fehlanzeige, denn die Gymnasien sind wieder einmal ausgenommen. Erst ab 2019 sollen für alle niedersächsischen Grundschulen und Gymnasien ganze 70 Stellen je Jahr geschaffen werden. Bis dahin dürfen die Schulen großzügig Lehrkräfte durch Schulsozialarbeiter ersetzen. Eltern müssen feststellen, dass auch in diesem Bereich die erbrachte Leistung des Ministeriums mangelhaft ist.
Arbeits-und Sozialverhalten – mangelhaft
Auch im neuen Schuljahr ist es dem Ministerium nicht gelungen einvernehmliche Lösungen zu den verschiedenen Themen mit Eltern und Lehrverbänden zu finden. Geradezu beispiellos in der Geschichte des Landes ist, dass sich der Philologenverband Niedersachsen gezwungen sieht erneut gegen das Ministerium den Rechtsweg zu bestreiten. Durch Umfragen unter den Gymnasien in Niedersachsen ist es dem Verband der Elternräte immer wieder gelungen Missstände aufzuzeigen. Eltern stellen fest: Die Sorgen der Eltern werden vom Ministerium nicht ernst genommen und nur durch großen öffentlichen Druck durch den Verband der Elternräte der Gymnasien behoben. Oftmals war es nur durch das Einschalten der Presse möglich das Ministerium zum Handeln zu bewegen, dabei hatte sich die Landesregierung bei Regierungsübernahme selbst schon für die erhöhte Dialogbereitschaft gelobt.
Das diesjährige Zeugnis für das Kultusministerium fällt also denkbar schlecht aus, Unterrichtsversorgung mangelhaft, Inklusion mangelhaft, Förderung der Lehrkräfte mangelhaft, Studienplätze für neue Lehrerinnen und Lehrer mangelhaft, Schulsozialarbeit ungenügend und in der Disziplin der Klassenfahrten leider auch nur ein Mangelhaft. Die Versetzung in die nächste Klassenstufe ist nicht sinnvoll, erst müssen die Defizite aufgearbeitet werden.
Dr. Hartwig Jeschke, Vorsitzender
Petra Wiedenroth, Geschäftsführerin
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