Kultusministerium widerspricht sich selbst mit polemischem Lügenvorwurf an Elternverband
Ergebnisse der Mitgliederumfrage unbestritten
Seit etwa vier Wochen sind Zahlen zur Unterrichtsversorgung an Gymnasien öffentlich und bisher völlig unbestritten. Mangels offizieller Zahlen der Landesregierung wurden diese in einer Verbandsumfrage unter Elternvertretern an Gymnasien gewonnen. Danach liegt die Unterrichtsversorgung an den Gymnasien Niedersachsens im Mittel der Umfrageergebnisse bei 97%. Nach Angaben der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 10.11.2015 behauptet plötzlich eine Sprecherin des Kultusministeriums, der Verband der Elternräte der Gymnasien sage die Unwahrheit. Als Beleg wird auch genannt, der Verband behaupte, dass 40% des Unterrichts in Fächern Mathematik, Musik und Physik ausfielen.
Der Vorsitzende des Verbandes der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens, Dr. Oliver Gossel entgegnet ganz entschieden: „Das Ministerium hat sehr nachlässig und inkorrekt aus unseren Veröffentlichungen zitiert. Der Verband hat lediglich veröffentlicht, dass etwa 40% der an der Befragung teilnehmenden Elternvertreter festgestellt haben, dass in diesen Fächern überhaupt Unterricht ausfällt. Über den Umfang des Unterrichtsausfalles in diesen Fächern wurden gar
keine Daten erhoben und auch nicht veröffentlicht.
Auf unserer Herbsttagung am 07.11.2015 sprach auch Stefan Politze (bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion) von einer Unterrichtsversorgung an Gymnasien mit 97%. Hat Herr Politze etwa die Unwahrheit gesagt?
Die Staatssekretärin im Kultusministerium, Erika Huxhold, stellte unsere Umfrageergebnisse auf der Herbsttagung keinesfalls infrage. Offizielle Zahlen des Ministeriums zu Gymnasien solle es nach ihren Angaben im Januar 2016 geben. Wenn es keine offiziellen Zahlen gibt, kann es zurzeit auch keine Tatsachen geben, die gegen die Umfrageergebnisse des Verbandes sprechen.
„Sofern das Kultusministerium nun die von der Ministerin bekannt gegebene, 99-prozentige Unterrichtsversorgung an der Gesamtheit aller weiterführenden Schulen mit unserem Umfrageergebnis für Gymnasien (97%) vergleicht, ist das ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver als Reaktion auf ein aktuell negatives Presseecho“, so Dr. Gossel.
Bereits im August des Jahres hatte der Verband davor gewarnt, dass die Gymnasien nach den Ferien erhebliche Probleme haben werden, landesweit eine verlässliche Unterrichtsversorgung sicherzustellen. Mit diesen Äußerungen zeige sich jedoch erneut, dass jeder Praxisbezug fehle.
Sehr enttäuscht zeigt sich Dr. Gossel, dass Kultusministerin Frauke Heiligenstadt, kurz vor der
Herbsttagung des Verbandes ihre seit Januar zugesagte Teilnahme ohne Begründung zurückzog.
„Damit hat die Ministerin eine wichtige Chance vertan, den direkten Kontakt mit den Mitgliedern zu suchen, wenn aus einzelnen Schulen sogar von einer Unterrichtsversorgung von 90% oder weniger berichtet wird.“, so Dr. Gossel. Auch muss darüber nachgedacht werden, wie in sogenannten Mangelfächern, wie Mathematik, Chemie, Physik, Musik oder Latein eine bessere Unterrichtsversorgung erreicht wird. Hier hatten etwa 40% der Elternvertreter in unserer
Umfrage über die Gesamtheit dieser Fächer von Stundenausfällen berichtet.
Jenseits von Zahlenwerten brauchen die Gymnasien in Niedersachsen wieder bessere Perspektiven. Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens e. V. ist daher auch nach den Äußerungen aus dem Ministerium an einem Dialog mit der Landesregierung interessiert und bietet weiterhin seine aktive Mitarbeit an. „Der unangemessene und ungerechtfertigte Stil aus dem Hause des Kultusministeriums gegen unsere Eltern, der im klaren Widerspruch zu den Aussagen der SPD auf der Jahrestagung steht, ist völlig unangemessen“, so Dr. Gossel abschließend.
Dr. Oliver Gossel, Vorsitzender
Petra Wiedenroth, Geschäftsführerin