Philologenverband und Verband der Elternräte der Gymnasien begrüßen Rückkehr zu G9 in Niedersachsen
Umdenken der niedersächsischen Landesregierung im Interesse der Schülerinnen und Schüler
Konkretes Modell zeigt: Umstellung der Klassen 5 bis 7 auf G9 bereits zu Beginn des neuen Schuljahres problemlos möglich
Der Philologenverband Niedersachsen und der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens haben die Ankündigung von Kultusministerin Heiligenstadt nachdrücklich begrüßt, grundsätzlich zum Abitur nach neun Schuljahren an Gymnasien in Niedersachsen zurückzukehren. Damit würden nunmehr die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wieder gründliches Lernen, bessere Förderung, eine bessere Vorbereitung auf die Anforderungen der Hochschulen und mehr Zeit für außerschulische Aktivitäten nach Entscheidung der Schüler möglich seien und übermäßige Belastungen abgebaut werden könnten, erklärten die Pressesprecherin des Philologenverbandes Niedersachsen Helga Olejnik und die Geschäftsführerin des Verbandes der Elternräte der Gymnasien Petra Wiedenroth auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Aktionsgruppen und Initiativen für G9 aus der gesamten Bundesrepublik am Donnerstag in Berlin. Die niedersächsische Landesregierung habe sich offenbar nicht mehr der allgemeinen Erkenntnis entziehen können, dass mit bloßem Herumdoktern an den Symptomen von G8 dieses verfehlte System nicht geheilt werden könne und die Abkehr von der in Niedersachsen 2004 beschlossenen Schulzeitverkürzung überfällig sei, so Olejnik und Wiedenroth. Die Welle des Protestes von Eltern, Schülern und Lehrern gegen G8 habe in den letzten Monaten in Niedersachsen an Breite und Intensität derart zugenommen, dass dies zu einem Umdenken bei allen Parteien geführt habe, so dass nunmehr die Hoffnung bestehe, dass die Umstellung auf G9 schnellstens erfolgen könne. „Wir sind hoch erfreut, dass der Philologenverband und der Verband der Elternräte der Gymnasien mit ihren sachbezogenen Argumenten und Aktivitäten wesentlich und richtungsweisend zu diesem bundesweit stark beachteten Umdenken beigetragen haben“, betonten Olejnik und Wiedenroth. Beide Verbände waren mit der Forderung nach einer zügigen Rückkehr nach G9 in den vergangenen Monaten immer wieder gemeinsam in die Öffentlichkeit gegangen und hatten damit in aller Deutlichkeit gezeigt, wie sehr das Problem der verkürzten Schulzeit Eltern und Lehrern gleichermaßen „auf den Nägeln“ brenne. Nach Auffassung der beiden Verbände komme es jetzt darauf an, in Niedersachsen möglichst noch mit Beginn des neuen Schuljahres am 11. September für die jetzigen Jahrgänge 5 bis 7 zu G9 zurückzukehren. „Wenn man erkannt hat, dass G8 falsch und für die Schüler schädlich ist, macht es keinen Sinn, Zehntausende von Schülern nach diesem System weiterlernen zu lassen“, unterstrichen Olejnik und Wiedenroth. Sie verwiesen in diesem Zusammenhang auch auf die niedersächsischen Oberschulen mit gymnasialem Zweig, die bei einer Verzögerung der Umstellung erst auf das übernächste Schuljahr mit nur einem Jahrgang in ein auslaufendes System einsteigen müssten. Genau dieses Problem habe die Regierungskoalition im letzten Jahr veranlasst, G8 für Gesamtschulen im Blitztempo abzuschaffen. Jetzt seien noch sechs Monate Zeit und damit viel mehr als im letzten Jahr bei den Gesamtschulen, um den Umstieg umzusetzen. Olejnik unterstrich, dass der Philologenverband Niedersachsen selbst ein konkretes Modell entwickelt habe, nach dem ein Übergang der Jahrgänge 5 bis 7 zu G9 ohne Probleme bereits in diesem Herbst möglich sei. Nach diesem Modell würde es von Klasse 5 bis zum Abitur nur noch höchstens 30 Unterrichtsstunden pro Woche geben. Damit entfalle in allen Jahrgängen die Notwendigkeit von Pflichtunterricht am Nachmittag, wie er derzeit bei bis zu 34 Stunden auch schon für die Schüler der Mittelstufe erforderlich sei. Dieses Modell sei kurzfristig ohne größeren Aufwand in Niedersachsen zu realisieren, da weder die Lehrpläne geändert werden müssten noch neue Schulbücher erforderlich seien. Größere Änderungen ergäben sich nach diesem Modell erst mit dem Erreichen der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe durch den ersten G9-Jahrgang im Sommer 2017. Bis dahin sei genügend Zeit, die dafür notwendigen Veränderungen in Ruhe vorzubereiten. Angesichts der schwerwiegenden Nachteile der Schulzeitverkürzung und ihrer breiten Ablehnung bei den unmittelbar Betroffenen und in der Öffentlichkeit, aber auch der unkomplizierten Möglichkeit der Umstellung richteten Olejnik und Wiedenroth einen dringlichen Appell an die niedersächsische Landesregierung: „Zwingen Sie die Schüler des Gymnasiums nicht länger dazu, unter Rahmenbedingungen zu lernen, die sich als untauglich herausgestellt haben und die Sie nach eigenen Worten als untragbar ansehen. Ändern Sie umgehend einen Zustand, den eine breite Mehrheit aus guten Gründen ablehnt. Schaffen Sie die Voraussetzungen, dass bereits die Schüler der jetzigen Klassen 5 bis 7 von der Verbesserung der Lernbedingungen profitieren können.“
Berlin, 13.03.2014
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